Das Naturprodukt Leder und seine Qualität kann sich je nach Tierart, Verwendungszweck, Gerbart oder Art der Färbung stark unterscheiden. Kurzum: Leder ist nicht gleich Leder! Und wie erkennt man nun Premium Ledermöbel? Als Grundregel und als Empfehlung zur Qualitätskontrolle kann man sagen:
"Begutachten Sie das Material mit allen Sinnen."
Als Leder wird im allgemeinen Tierhaut bezeichnet, die durch Gerbung haltbar gemacht wird. Beim Gerbprozess wird die Haut konserviert, ohne dass ihre Eigenschaften wie Geschmeidigkeit, Elastizität und Reißfestigkeit verloren gehen. Aufgrund seiner guten Materialeigenschaften wird es für die Produktion von z.B. Schuhen, Jacken, Accessoires wie Börsen, Sitzmöbel oder als überwiegender Bestandteil von Sätteln oder Geschirren von Pferden eingesetzt. Grundsätzlich können alle Felle und Häute, auch die von Fischen, Amphibien oder Vögeln, gegerbt werden. Allerdings dürfen Reptilienleder, zu denen Schlangen, Echsen und Krokodile zählen, nach dem von Deutschland 1976 unterzeichneten Washingtoner Artenschutzübereinkommen nur unter besonderen Auflagen gehandelt werden. Am häufigsten werden jedoch Häute und Felle von Säugetieren wie Rindern, Ziegen, Schafen und Schweinen verarbeitet.
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Folgende besondere Eigenschaften machen Leder im Allgemeinen so einzigartig:
- Einzigartiger Look und Haptik
- Robustheit und Reibechtheit
- Atmungsaktivität und Tragekomfort
- Langlebigkeit
- Wärmebeständigkeit
Welche Lederarten gibt es?
Die Stärke der Lederhaut hängt von der Tierart ab und liegt zwischen 0,5 bis 1 mm. Je nach Dicke spaltet sich das Leder zudem in ein bis drei Schichten. Einfache Leder beginnen bei 0,5 mm - 1,1 mm Stärke. Bereits ab 1,4 mm - 1,6 mm spricht man von Dickleder. Man findet heute auch Leder, die bis zu 5mm dick sind. Sowohl im Mode- als auch im Interiorbereich gilt Leder als ein zeitloser Klassiker, der einfach immer und zu jedem Wohnstil passt. Folgende 10 Punkte - Lederarten, Färbungen und Fachbegriffe - sind wichtig für ein Grundverständnis:
1. Narben- und Fleischseite
Die Narbenseite bezeichnet die zur Haarseite gerichtete glatte und genarbte Oberfläche. Die Lederarten werden als Glattleder, Anilinleder oder auch Nappaleder bezeichnet. Als Fleischseite hingegen wird die Rückseite des Leders, also die zum „Fleisch“ gerichtete Seite. Die Lederart wird als Veloursleder bezeichnet. Premium-Lederprodukte werden oft aus der Narbenseite gefertigt, die einzigartig ist und ein Unikat darstellt.
2. Glattleder
Ein Sammelbegriff für alle Leder, deren Narbenseite nach außen verarbeitet ist. Die Stärke der Narbung hängt stark davon ab, wie das Tier gelebt hat bzw. gepflegt wurde. Kalbsleder hat eine sehr flache Narbung, Krokodilleder eine sehr starke. Narbungen können auch industriell hergestellt werden. Dies nennt man dann auch geprägtes Glattleder. Hierbei wird eine neue Narbung über die ursprüngliche Narbung des Tieres eingepresst, also mechanisch hergestellt.
3. Nappaleder
Den Namen hat das Nappaleder vom amerikanischen Napa Valley bekommen. Ursprünglich wurde dort besonders weiches Leder hergestellt. Heute wird Nappaleder auch als Sammelbegriff für weiches Leder aus Häuten verschiedener Tiere, das mit der Narbenseite nach außen verarbeitet wird (Anilinleder, Semianilinleder) verwendet. Es ist ein vollnarbiges Glattleder, unabhängig davon, ob es sich um ein pigmentiertes Glattleder oder Anilinleder (offenes Glattleder) handelt.
4. Anilinleder
Anilinleder ist ein offenporiges Glattleder ohne Pigmentschicht (Farbschicht) auf der Narbenseite. Diese Leder werden nach der Gerbung in einem Farbbad mit Anilinfarbstoff eingefärbt. Der Farbstoff geht durch den kompletten Lederquerschnitt. Man erkennt Anilinleder daran, dass ein Tropfen Wasser in das Leder eindringt und der feuchte Bereich dunkler wird. Auch erkennt man bei genauer Betrachtung die Haarporen. Anilinleder wird auch als durchgefärbtes Glattleder oder offenes Glattleder bezeichnet. Anilinleder sind häufig deutlich weicher und geschmeidiger als pigmentierte Glattleder, aber durch die fehlende Pigmentschicht auch besonders empfindlich gegenüber Ausbleichen, Verschmutzungen oder Nässe (Wasserränder).
5. Semianilinleder
Diese Lederart ist ein Anilinleder mit einer sehr dünnen Pigmentierung (Farbschicht) an der Oberfläche. Die Pigmentierung ist so dünn, dass die originale Narbung und die Haarporen noch gut sichtbar sind. Durch die Pigmentierung ist Semianilinleder weniger empfindlich als Anilinleder, aber immer noch deutlich empfindlicher als pigmentiertes Glattleder. Dieses Leder wird gerne für Premium-Ledermöbel verwendet.
6. Pigmentiertes/Oberflächengefärbtes Glattleder
Oberflächengefärbtes Glattleder weist eine zusätzliche, deckende Farbschicht auf der Narbenseite auf. Die ursprüngliche Narbung sowie die Poren werden dadurch überdeckt. Diese Farbschicht basiert auf Pigmenten und speziellen Bindemitteln. Das Leder wird dadurch unempfindlicher gegen Flecken, Ausbleichen und ist zudem dauerhaft wasserabweisend. Zusätzlich kann ein Top Coat/Klarlack aufgetragen werden. Dieser schützt die Farbschicht vor Abrieb und Abfärbung. Dieser Verbindung wird auch Zurichtung, Kopffärbung, Oberflächenfärbung oder Pigmentierung genannt.
7. Rau-, Velours- und Nubukleder
Als Rauleder werden alle Leder mit einer mehr oder weniger aufgerauten Oberfläche genannt. Nubuk- und Veloursleder sind beides Rauleder. Veloursleder bezeichnet die Rückseite von Glattleder, also die Fleischseite. Spaltleder aus Fleischspalt ist beidseitig rau. Genau wie Anilin- und Nubukleder ist Veloursleder sehr empfindlich gegenüber Feuchtigkeit, Verschmutzung und Ausbleichen. Nubukleder bezeichnet ein festes, narbenseitig angeschliffenes Leder. Durch das Schleifen wird die glatte Narbenseite aufgeraut und das Leder bekommt einen „samtigen“ Griff. Auch Nubukleder ist empfindlich gegenüber Nässe und Verschmutzung sowie stark anfällig für ein Ausbleichen durch Sonneneinstrahlung.
8. Wildleder
Ein Sammelbegriff für alle Leder von Tieren aus der freien Wildbahn (z.B. Hirsche, Rentiere, Antilopen, Kängurus, Elche usw.). Wildleder wird auch häufig als Beschreibung für Rauleder verwendet, auch wenn diese Verwendung nicht immer korrekt ist, da ein Wildleder nicht zwingend ein Rauleder sein muss.
9. Spaltleder
Dicke Leder werden oftmals horizontal in mehrere Schichten gespalten. Das Oberleder mit der verbleibenden Narbenseite wird dann als Narbenspalt bezeichnet. Die unteren Schichten werden als Fleischspalt bezeichnet.
10. PU-Leder und veganes Leder
PU-Leder sind mit einer Polyurethanfolie beschichtete Spaltleder und Kunstleder. Hierbei wird Echtleder imitiert. Dabei wird ein Kunststoff industriell auf ein Trägergewebe aufgebracht. Durch Einpressen einer ledertypischen Oberflächenstruktur, wird eine Lederoptik hergestellt. Großer Vorteil solcher Materialien ist der Preis. Kunstleder war in der Vergangenheit eher verpönt und wurde schnell als "billig" abgestempelt. Aktuell nimmt die Nachfrage nach veganem Leder stark zu. Dieses lederähnliche Material wird aus einem anderen Material als Tierhaut hergestellt. Veganes Leder kann aus verschiedenen Materialien hergestellt werden: von Kunststoffen über Materialien wie Kork, recyceltem Kunststoff, Gummi/Kautschuk bis hin zu Blättern und Pflanzen. Veganes Leder kann, muss jedoch nicht umweltfreundlich sein. Es hängt davon ab, aus welchem Material es besteht.
Auf welche Qualitätsmerkmale sollte man achten?
Lederprodukte begegnen uns im Alltag überall. Man denke an Lederhandtaschen und -schuhe, an Lederarmbänder, Jacken oder die Ledersitze im Auto. Die Herstellung von Leder ist weltweit ein fester Bestandteil unserer Kultur. Kaum ein anderes Material ist in puncto Langlebigkeit, Widerstandsfähigkeit und Vielseitigkeit mit Leder zu vergleichen.
Die unterschiedlichsten Einsatzgebiete stellen jedoch differenzierte Qualitätsansprüche, sodass sich die Frage nach Qualitätsmerkmalen nicht direkt beantworten lässt. Ein Möbelleder soll pflegeleicht, aber weich und warm sein. Ein Schuhleder hingegen soll wasserdicht, weich, warm und robust, aber trotzdem atmungsaktiv sein. Bei einem Autoleder erwarten wir, dass es pflegeleicht und aus Sicherheitsgründen vor allem auch feuerfest ist.
Folgende allgemeine Qualitäts- und Prüfmerkmale könnte man für alle Verwendungsbereiche festhalten:
- Reißfestigkeit
- Pflegeleichtigkeit
- Einzigartigkeit
- Umwelt- und Hautverträglichkeit
Reißfestigkeit: Grundsätzlich kann man sagen "Je dicker das Leder, desto besser die Qualität". Premium Leder ist stabil und reißfest. Im Vergleich weisen Rauleder und sehr weiches Lammleder im Textilbereich jedoch nicht die gleiche Stabilität wie bspw. ein Gürtel- und Sattelleder dar. Hier muss man die Verhältnisse im Anwendungsbereich berücksichtigen. Schlechtere Leder innerhalb der Lederart und des Anwendungsbereichs reißen jedoch leichter ein als gute Leder. Angeschliffene Leder sind i. d. R. auch instabiler als vollnarbige Leder. Die Stärke der Lederhaut hängt von der Tierart ab und liegt zwischen 0,5 bis 1 mm. Je nach Dicke spaltet sich das Leder zudem in ein bis drei Schichten. Einfache Leder beginnen bei 0,5 mm - 1,1 mm Stärke. Bereits ab 1,4 mm - 1,6 mm spricht man von Dickleder. Man findet heute auch Leder, die bis zu 5mm dick sind.
Pflegeleichtigkeit: Benjamin Franklin riet jungen Kaufleuten bereits 1748: "Zeit ist Geld". Je weniger Zeit Sie in die Produktpflege investieren müssen, umso mehr Zeit bleibt Ihnen für den Genuss. Deshalb ist für viele Menschen die Pflegeleichtigkeit ein äußerst relevantes Qualitätsmerkmal. Ein weit verbreiteter Trugschluss ist, dass die beste Lederqualität auch die unempfindlichste und pflegeleichteste ist. Dem ist nicht so! Seide ist beispielsweise sehr empfindlich und pflegeintensiv. Gold ist ein sehr hochwertiges Edelmetall, schön anzusehen, aber nicht kratzfest. Die Empfindlichkeit ist im obersten Preis- und Qualitätssegment oft höher. Premium Leder muss i.d.R. vorsichtiger und intensiver gepflegt werden als preiswertere Ledersorten. Folgende Gegenüberstellung von Lederqualitäten zur Pflegeleichtigkeit verdeutlicht dies:
Einzigartigkeit: Echtes Leder ist ein Naturprodukt und einzigartig. Bei Premium-Leder bleibt die natürliche, unregelmäßige Struktur und alle Naturmerkmale erhalten. Jedes Stück ist ein Unikat. Man erkennt Zeckenbisse, Narben, verheilte Hautrisse, Abschürfungen, Hautfalten usw., die das Tier im Laufe seines Lebens gesammelt hat. Dementsprechend genau müssen die Lederstücke sortiert werden, wenn es zu hochwertigen Produkten verarbeitet werden soll. Gewalztes Leder ist für einen Produzenten wesentlich einfacher zu verarbeiten. Das Ledermaterial sieht für den unerfahrenen Kunden makellos und einheitlich aus.
Umwelt- und Hautverträglichkeit: Anilin- und Semianilinleder zeichnen sich unter anderem durch ihre Atmungsaktivität und den weichen, warmen Griff aus. Diese Eigenschaften sind besonders bei der Produktion von Premiumprodukten in der Textil- und Möbelbranche von Bedeutung. Dementsprechend groß ist die Nachfrage nach diesen hochwertigen Lederarten, sodass viele Unternehmen die Produktion in den asiatischen Raum legen, wo auf Tier- und Arbeitsschutz bekanntlich wenig geachtet wird. Beim unsachgemäßen Gerben entstehen jedoch giftige Stoffe, die oft ungefiltert in die Natur gelangen und der Konsument meist über die Haut aufnimmt. Leider gibt es hier noch kein offizielles Label, welches die Angaben über die Herkunft der Tierhäute, den Ort oder die Art der Gerbung angibt. Fragen Sie Ihren Händler des Vertrauens. Wo kommt die Ware her und wo wird diese verarbeitet? Auch der Preis ist ein guter Indikator. Wenn Schuhe aus echtem Leder 20 Euro kosten, liegt der Verdacht nahe, dass bei der Herstellung wenig Rücksicht auf Menschen, Tiere oder die Umwelt genommen wurde. Premium-Leder kann nicht zu Billigpreisen gehandelt werden.
Fazit: Grundsätzlich könnte man sagen: Je länger ein Leder unverändert zum Originalzustand bleibt, desto besser ist die Qualität. Dies ist ein wichtiges Erkennungsmerkmal für Premium Produkte aus Leder. Allerdings kommt es auf den Verwendungszweck an, ob das Leder in dieser Form seinen Nutzen erbringt. Ein Leder kann nicht butterweich oder hauchdünn und zugleich robust und pflegeleicht sein.
Praktische Lederbeispiele im Überblick
Damit Sie die relevanten Qualitätsmerkmale besser einschätzen können, wollen wir Ihnen gerne konkrete Beispiele mit entsprechenden Empfehlungen und Hinweisen zur Lederqualität geben:
Beispiel Nr. 1 - Premium Lederprodukte aus Anilinleder
Häufigstes Einsatzgebiet für Anilinleder ist die Bekleidungsindustrie. Sehr weiche, dünne Lederbekleidung (z.B. Jacken, Blousons) ist oftmals aus Anilinleder bzw. Semianilinleder hergestellt. Schauen Sie sich hier die Lederstruktur genau an.
Kunstleder ist gleichmäßiger, die Struktur homogener, kleine Unebenheiten, Pünktchen, Poren, all das, was eine natürliche Lederstruktur ausmacht, sind bei Kunstleder einheitlicher als bei echtem Leder. Außerdem weisen auch die Nähte der Jacke daraufhin, ob hochwertiges oder eher minderwertiges Leder zum Einsatz gekommen ist. Viele Nähte bedeuten, dass bei der Herstellung viele Lederstücke verarbeitet wurden. Gerade bei hochwertigem Leder versuchen die Hersteller jedoch so viel Leder am Stück zu nutzen wie möglich, da jeder Verschnitt Abfall bedeutet und damit Geld kostet.
Beispiel Nr. 2 - Premium Lederprodukte aus pigmentiertem Glattleder
Der Großteil der Leder im Automobilbereich sind aus pigmentiertem Glattleder hergestellt. Auch glatte Motorradbekleidung ist heutzutage fast ausschließlich aus pigmentiertem Glattleder, da dieses wasserabweisend und unempfindlicher gegen Schmutz ist.
Dieses Leder ist robust, pflegefreundlich und unkompliziert. Es fühlt sich jedoch etwas steifer an und hat einen mäßig warmen Griff. An kalten Tagen kann es leicht kühl wirken, da die Körperwärme nicht mehr eindringen kann. Bei Motorrad-Sitzen ist das beispielsweise vorteilhaft, da man ohnehin keinen direkten Hautkontakt hat, Feuchtigkeit nicht eindringen kann und Flecken leicht beseitigt werden und nicht tief ins Leder eindringen können. Durch die hohe Strapazierfähigkeit ist diese Lederart "sehr alltagstauglich" und ist UV-stabiler d.h. es bleicht weniger aus als andere Leder.
Beispiel Nr. 3 - Premium Lederprodukte aus Semianilinleder
Bei Premium Ledermöbeln wie Sofas, Sesseln oder Bürostühlen wird oft Semianilinleder verwendet.
Semianilinleder sind Leder, welche nur eine leichte Pigmentierung erhalten. Das natürliche Narbenbild darf hierbei nicht verdeckt, sondern nur leicht geschützt sein. Diese Lederqualität ist dem hochwertigen Anilinleder sehr ähnlich, mit dem kleinen Unterschied, dass bspw. eine Wachsschicht oder Patinierung aufgetragen wird. Damit vereinen sie die Vorteile von reinem Anilinleder, d.h. den weichen, warmen Griff mit denen von gedecktem Leder, welches durch Unempfindlichkeit überzeugt. Es fühlt sich ausgesprochen gut an und ist atmungsaktiv, hat immer noch eine stark individuell ausgeprägte Optik und ist resistenter gegenüber Flecken, jedoch nicht besonders gegenüber UV-Strahlung und Ausbleichen.
Wann ist Leder nachhaltig?
Leder ist eines der ältesten Materialien für Kleidung, Schuhe und Möbel. Leider ist die Herstellung des Materials jedoch nicht mehr so unschuldig, wie es in vergangenen Tagen vielleicht einmal war. Leder hat grundsätzlich wie auch Fleisch keine gute Ökobilanz. Der Flächenverbrauch für die Tierhaltung, der CO2-Ausstoß sowie der Wasser- und Energieverbrauch sind Gründe für die negative Bilanz. Allerdings entstehen durch das Gerben Lederprodukte, welche bei guter Pflege Jahrzehnte genutzt werden können. Wann sind Lederprodukte, im Rahmen der Produktionsmöglichkeiten, nachhaltig?
1. Wenn das Leder ein Nebenprodukt und kein Hauptprodukt der Schlachtindustrie ist.
2. Wenn die Chromgerbung fachkundig mit Chrom-III-Salzen durchgeführt und Chrom VI vermieden wird
oder pflanzlich/vegetabil gegerbt wird.
3. Wenn Premium Lederprodukte entsprechend ihres Lebenszyklus jahrzehntelang genutzt
und nicht als kurzfristiger Trend-Artikel gesehen werden.
Bei Leder handelt es sich traditionell um ein Abfallprodukt der Schlachtindustrie. Das geschlachtete Tier soll voll und ganz genutzt werden. Die Verwertung eines vorhandenen Rohstoffs ist nachhaltig. Ebenso nachhaltig ist es, wenn ein Produkt jahrelang genutzt wird, bis es quasi "auseinander fällt". Hochwertige Produkte halten jahrzehntelang und können gut und gerne verschenkt, vererbt oder aus zweiter Hand genutzt werden. Der lang präsente Einweg- und Wegwerf-Gedanke in unserer Gesellschaft war bei Premium Produkten aus Leder schon immer fehl am Platz. Angefangen beim Respekt gegenüber eines Lebewesens, zur Achtung der investierten Handkunst bis hin zur zeitlosen Nutzung - Premium Leder ist ein kostbares Gut und sollte geschätzt werden.
Wer auf Qualität statt Quantität setzt, der verfolgt stets einen nachhaltigen Gedanken. Wer Premium-Qualität wünscht, sollte sich vorab informieren und bereit sein entsprechenden Preis zu bezahlen.
Was ist vegetabil gegerbtes Leder?
Pflanzlich gegerbtes Leder wurde mit vorwiegend Fichten- und Eichenrinde, aber auch Tara-Schoten, Rhabarberwurzeln, Quebrachoholz, Mimosarinde oder Olivenblättern gegerbt. Der verwendete Gerbstoff ist dabei stets pflanzlich. Die vegetabile Gerbung wird seit über 5000 Jahren praktiziert, wurde jedoch durch die wesentlich schnellere, chemische Gerbung abgelöst. Die in bestimmten Pflanzen enthaltenen Tannine sind natürlich und wirken als Schutz gegen Fressfeinde. Diese pflanzlichen Gerbstoffe findet man neben den bereits erwähnten Pflanzen auch in Hopfen, Wein, Kastanien, Grünem und Schwarzem Tee oder Sumach. Vegetabil gegerbtes Leder scheint auf den ersten Blick eine ökologischere Alternative zu chemisch gegerbtem Leder zu sein. Der aktuelle Anteil an vegetabil gegerbtem Leder liegt weltweit bei ungefähr 5-10%. Die pflanzliche Gerbung ist jedoch sehr ressourcen- und zeitintensiv. Der Prozess dauert zwischen 20 und 30 Monaten und pro Haut werden hierbei ca. 30 kg Rinde oder 20 kg Früchte oder 90 kg Eichenholz verwendet. Zudem sind die Mengen an Wasser, die dafür verwendet werden, riesig. Die Dauer und Ressourcenintensität überwiegen bei Weitem jegliche Vorteile der schonenden Gerbung, sodass man auch hier von keiner positiven Umweltbilanz sprechen kann.
Unser Tipp: Erkundigen Sie sich beim Kauf nach dem Herstellungsland, dem Gerbverfahren, nutzen Sie den Preis und vor allem Ihre Sinne als Indikator für Qualität. Und vergessen Sie nicht, dass ein natürliches Produkt nicht "makellos" sein kann, denn es sind die Narben, die Streifen, die Stiche, die den Rohstoff Leder zu dem machen, was es ist - ein Naturprodukt.
Wie pflege ich Leder richtig?
Die richtige Pflege hängt entscheidend von der Lederart und dessen Verarbeitung ab. Auch Alter und Verwendungszweck spielen eine große Rolle. Bei Schuh-Pflegemittel achtet man auf wasserabweisende Ergebnisse, bei Möbeln hingegen spielt Rückfettung und Schutz vor Abrieb eine große Rolle. Seien Sie vorsichtig mit kuriosen Empfehlungen aus Foren und Hausmittelchen wie bspw. Milch. Testen Sie Reinigungs- oder Pflegemittel stets an einer verdeckten Stelle Ihres Lederprodukts aus. So gehen Sie auf Nummer sicher und böse Überraschungen werden vermieden.
Unser Tipp: Machen Sie eine "Schnupperprobe", bevor Sie sich für ein Pflegeprodukt entscheiden. Es gibt viele Pflegemittel mit einem recht starken Eigengeruch. Bei der Schuhpflege wäre dies nicht störend, aber während des Fernsehabends möchten Sie sicherlich nicht den strengen Geruch Ihrer Ledersofapflege in der Nase haben.
Besonders empfehlenswert sind Leder Pflegemittel mit Bienenwachsanteil. Das natürliche Fett pflegt das Leder und ist durch seinen Bienenwachsanteil wasserabweisend. Es macht das Leder weich und geschmeidig und hat keinen Zusatz von Silikonen. Auch Pflegeprodukte mit Lanolin oder Avocadoöl verlängern die Lebenszeit Ihres Leders und hinterlassen einen brillanten Glanz. Von Pflegeprodukten mit Silikonanteil hingegen ist abzuraten, da dieses nicht in das Leder einziehen kann. Zudem gehört auch die korrekte Lagerung bzw. der richtige Stellplatz des Leders/Ledermöbels zur Lederpflege. So sollte zum Beispiel das Ledersofa nicht in direkter Heizungsnähe aufgestellt werden. Auch unmittelbare Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden.
Wie entferne ich Flecken aus Leder?
Egal, ob Sie nun pigmentiertes oder offenporiges Leder haben, bei Flecken sollten Sie schnell handeln. Grundsätzlich sollten Sie Rubbeln und Druck vermeiden, um den Fleck nicht tiefer ins Leder zu einzuarbeiten. Tupfen, bürsten, drücken und ziehen sind empfehlenswert. Ist ein Fettfleck auf Ihrem Sofa gelandet? Legen Sie als Erstes ein Papiertuch auf den frischen Fettfleck. Das Papier saugt das noch flüssige Fett sofort auf. Bestreuen Sie den Fleck danach dick mit Mehl oder Babypuder und lassen Sie dies eine ganze Weile einwirken, bis es angetrocknet ist. Anschließend bürsten oder saugen Sie das Mehl vorsichtig ab. Empfehlenswert ist auch das Auflegen einer aufgeschnittenen Kartoffel, die der Größe des Flecks entspricht. Lassen Sie die Kartoffel 6-12 Stunden darauf und bürsten Sie etwas nach. Leichte Kugelschreiberflecken können mit Malerkrepp entfernt werden. Hierzu klebt man das Kreppband auf den zu behandelnden Strich und zieht es vorsichtig wieder ab. Überschüssige Tinte wird so entfernt. Dieser Vorgang muss bei Bedarf öfters wiederholt werden. Bei etwas stärkeren Kugelschreiberflecken wird es schwerer und es braucht meist einen fachmännischen Rat. Hier empfehlen wir Ihnen, Kontakt zu Ihrem Fachhändler aufzunehmen.