Die Balance der Vielfalt
Das Wunderwerk Natur lebt durch das Gleichgewicht und die Vielfalt der Arten. Eine große Rolle in unserem Ökosystem spielen die Insekten, sind sie doch die artenreichsten Lebewesen überhaupt mit einer Anzahl von fast einer Million verschiedenen Arten. Geschätzte 33000 davon leben allein in Deutschland.
Leider werden Insekten immer noch viel zu oft als Schädlinge oder Plagegeister angesehen, was ihrer Bedeutung in keiner Weise gerecht wird. Um die großen Zusammenhänge des Miteinanders auf der Erde zu verstehen, ist es hilfreich, einmal genauer hinzusehen und die Lebensaufgaben der Insekten und deren Bedeutung für uns alle aufzuschlüsseln.
Nicht nur ihre Entwicklungsgeschichte ist mehr als beeindruckend: Die ersten Insekten lebten bereits vor 400 Millionen Jahren auf dem Planeten. Im Vergleich dazu geht die Evolution des Menschen nur drei Millionen Jahre zurück.
Ein großer Teil unserer heimischen Pflanzenwelt ist auf Insekten angewiesen, denn sie brauchen sie als Bestäuber ihrer Blüten. Findet keine Bestäubung statt, gibt es keine Früchte. Das bedeutet, die Ernten werden mit abnehmender Zahl an Insekten immer geringer ausfallen.
Der Mensch befindet sich als Verwerter der geernteten Produkte in direkter Abhängigkeit von dieser Entwicklung. Die Insekten dienen ihrerseits wiederum anderen Tieren als Nahrung, zum Beispiel Vögeln. All diese essenziellen Nahrungsketten sind durch das Insektensterben in Gefahr. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge ist die Biomasse der Fluginsekten in den letzten Jahren bereits um 80 % zurückgegangen.
Was versteht man unter einem Insektenhotel?
Ein Hotel für Insekten ist eine vom Menschen geschaffene Unterkunft, die verschiedensten Nutzinsekten als Nist- und Bruthilfe sowie als Unterschlupf dienen soll.
In dicht besiedelten Gebieten, wo große Flächen durch Beton versiegelt und Hauswände glatt und isoliert sind, können Insektenhotels ihren Bewohnern einen geschützten Platz bieten.
Eher selten werden sie als Überwinterungsquartiere genutzt, denn in der kalten Jahreszeit suchen Insekten gerne Schuppen oder Hecken auf. Dort haben sie mehr Platz, wenn sie in großen Gruppen überwintern, und es ist luftiger.
Der Name "Hotel" rührt von der hausähnlichen Optik, denn oft bestehen Insektenhotels aus mehreren, etagenähnlichen Schichten und verfügen über ein Dach, welches vor Witterungseinflüssen schützen soll.
Warum ist ein Insektenhotel sinnvoll?
Ein artgerecht angelegtes Insektenhotel, am geeigneten Standort platziert, leistet einen wertvollen Beitrag zum lokalen und regionalen Naturschutz. Es dient Insekten vor allem als Nist- und Brutplatz und kann so durch die Sicherung der Fortpflanzung zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen. Diese ist die Grundlage eines funktionierenden Ökosystems. So profitieren Tier, Mensch und Natur davon.
Die Insektenherberge zieht viele gern gesehene Besucher an, die sich dann im Garten nützlich machen werden. Zum einen dienen sie als natürliche Schädlingsbekämpfer und machen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln überflüssig, zum anderen bestäuben sie die umliegenden Blüten. So sorgen sie für farbenfrohe Blütenpracht und reiche Ernte im Nutzgarten.
Wo ist der beste Standort für ein Insektenhotel?
Nur ein geeigneter Standort des Hotels sorgt für ein reges Kommen und Gehen der summenden und krabbelnden Gäste. Beachten Sie den Lauf der Sonne oder nehmen Sie einen Kompass zur Hand für die bestmögliche Ausrichtung Ihres Insektenhotels.
Grundsätzlich gilt: Die Bewohner mögen es warm. Suchen Sie einen sonnigen Platz mit Ausrichtung gen Süden, der im besten Fall den ganzen Tag über nicht verschattet wird. Das bringt gleich mehrere Standortvorteile mit sich.
+ Das natürliche Baumaterial wird sich angenehm aufwärmen, dies ist besonders für die Larvenentwicklung wichtig. Sie brauchen die Wärme der Sonne, um im Frühjahr schlüpfen zu können. + Die Sonne wird das Insektenhotel nach Regenschauern schnell wieder trocknen, was Fäulnis und Schimmelbildung verhindert. + Für die Gesundheit der Bewohner ist eine schnelle Trocknung unterstützend. + Im Winter hält sich durch Sonneneinstrahlung eine gleichbleibende Grundwärme besser. |
Das Insektenhotel soll geschützt stehen, aber trotzdem leicht zugänglich und gut sichtbar für die Insekten sein. Schutz braucht es vor Wind und bestmöglich vor starkem Regen. Auch die Einflugschneise der Insekten gilt es hier zu bedenken, denn nur auf der wetterabgewandten Seite können sie die Behausung störungsfrei anfliegen. Eine Ausrichtung nach Nord-West, der sogenannten Wetterseite in unseren Breiten, eignet sich also nicht und sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
Eine lange Regenperiode kann trotzdem zum ernsthaften Problem werden, denn dann können Materialien und auch Eier zu schimmeln beginnen.
Unser Tipp: In einer regenreicheren Gegend kann eine verstärkte Rückwand und eine ausladende Dachkonstruktion extra Wetterschutz bieten und vor Fäulnis schützen.
Außerdem sollten Sie das Insektenhotel leicht nach vorn gekippt aufstellen. Ein minimales Gefälle reicht bereits, damit das Wasser leichter abfließen kann und nicht in den Brutröhren stehen bleibt.
Bedeutung der Umgebung für die Standortauswahl des Insektenhotels
Die Wahl des geeigneten Standorts wird maßgeblich durch die Umgebung mitbestimmt. In gut erreichbarer Entfernung, in einem Umkreis von maximal zwei- bis dreihundert Metern, sollten die wichtigsten Nahrungspflanzen für die Nützlinge vorhanden sein.
Sorgen Sie also in der Nähe für blütenreiche Pflanzen, die Nektar und Pollen liefern. Für Schmetterlinge und Schwebfliegen wäre das zum Beispiel der Holunder oder Flieder. Bienen lieben Lavendel, Klee und natürlich alle Obstbäume. Hummeln werden von Wiesensalbei oder der Akelei besonders angezogen.
Neben Futter sollte auch immer Wasser zugänglich sein. Vielleicht gibt es einen Teich, sonst kann es auch über eine Vogeltränke angeboten werden. Manche Insekten verschließen ihre Brutplätze mit Lehm. Auch dieser kann idealerweise im Umfeld bereitgestellt werden.
Das Insektenhotel sollte bodenfern aufgestellt werden. Auch das Aufhängen an einem sicheren Platz ist möglich, damit es vor Bodenkälte und Feuchtigkeit geschützt ist. Kleine Kinder oder neugierige Hunde sollten ebenfalls keinen Zugang haben oder Schäden anrichten können.
Grundsätzlich ist es jedoch nicht nötig, das Insektenhotel möglichst weit vom Menschen entfernt zu positionieren. Nur wenn eine Überempfindlichkeit gegen Bienen- oder Insektenstiche bekannt ist, sollte das Insektenhotel besser aus der Ferne betrachtet werden.
Da Vögel sich von Insekten ernähren, kann die Nähe zum Menschen sogar den Vorteil haben, dass sich diese nicht allzu oft nähern. In der hintersten Gartenecke sind Vögel eher ungestört und könnten versuchen, schutzsuchende Insekten aus den Hohlräumen herauszupicken.
Unser Tipp: Beobachten Sie die Vögel in der Nähe Ihres Insektenhotels, damit Sie ggf. spezielle Drahtgeflechte oder Vogelschutznetze vor den Kästen anbringen können.
Direkte Pflege und Reinigung braucht ein Insektenhotel nach der Installation übrigens nicht. Einzig das Entfernen von klebrigen Spinnennetzen, besonders vor den Bruthöhlen, ist eine sinnvolle Maßnahme.
Wann sollte ein Insektenhotel aufgestellt werden?
Haben Sie sich entschlossen, in Ihrem Garten aktiv die Arterhaltung der Insekten zu unterstützen, können Sie dies grundsätzlich zu jeder Jahreszeit tun. Je nach Saison werden die Insekten die Unterkunft aus verschiedenen Beweggründen beziehen. Im Winter werden sie es eher als Unterschlupf nutzen und im Frühling und Sommer wird es ihnen als Brutstätte dienen und um den Nachwuchs großzuziehen.
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Wollen Sie Ihr gesamtes Gartenkonzept umgestalten, vielleicht mit dem Gedanken, mehr natürliche Lebensräume für Tiere zu schaffen, so eignet sich das Frühjahr naturgemäß am besten. Das gibt Ihnen auch die Möglichkeit, den Platz für das Insektenhotel von vorneherein mit einzuplanen und dadurch zu optimieren.
Unser Tipp: Haben Sie den am besten geeigneten Standort einmal gefunden, sollten sie diesen nicht mehr verändern. Das Insektenhotel wird sich immer mehr mit dem natürlichen Umfeld verbinden und von den unterschiedlichsten Arten in ihre Lebenszyklen integriert werden.
Welche Insekten werden ein Insektenhotel besiedeln?
Die Art und Weise der Konstruktion und der verwendeten Materialien für den Bau haben großen Einfluss auf die Arten, die Gefallen an der Herberge finden werden.
Für unsere heimischen Wildbienen ist ein Insektenhotel gesamtökologisch gesehen von größter Bedeutung. Sie werden nicht als ganze Völker von Imkern gehegt und gepflegt, sondern sind als Solitärbienen alleine unterwegs.
Ihre Brutplätze suchen sie zwar in der freien Natur, jedoch finden sie durch die fortschreitende Entfernung ihrer natürlichen Nistplätze immer seltener geeignete Orte.
Gerne werden Insektenhotels auch vom Schmetterling besiedelt, der nicht nur besonders hübsch anzuschauen, sondern auch ein wichtiger Nützling ist.
Blüten mit besonders tiefen Blütenkelchen können von dieser Insektenart am besten bestäubt werden.
Da Schmetterlinge nicht nur als Ei, Larve oder Raupe überwintern, nehmen sie gerne den sicheren Unterschlupf eines Insektenhotels zum Überwintern an.
Die Florfliege, eine der fleißigsten Blattlausbekämpfer, nutzt ebenfalls gerne ein angebotenes Insektenhotel.Forscher haben übrigens festgestellt, dass die Farbe Rot eine besondere Anziehung auf Florfliegen ausübt. Ein rötlicher Anstrich kann also helfen, der Blattlausplage mithilfe der Florfliegen Herr zu werden.
Auch Ohrwürmer beziehen gern Insektenhotels, um ihren Nachwuchs großzuziehen.
Sie ernähren sich ebenfalls von Blattläusen, können bei zu geringen Nahrungsangebot allerdings auch auf gesunde Blätter oder Raupen zurückgreifen.
Gern gesehene Gäste sind außerdem die Marienkäfer. Jeder Gärtner freut sich über ihre aktive Unterstützung bei der Bekämpfung von Läusen, Milben und Pilzen.
Wie kann man ein Insektenhotel selber bauen?
Mit etwas handwerklichem Geschick und einer hilfreichen Bauanleitung ist es möglich, ein Insektenhotel selber zu bauen. Wichtig ist der Erwerb der richtigen Hölzer und Materialien sowie der Zugang zu geeignetem Werkzeug.
Die Standardversion eines Insektenhotels besteht aus einem Grundgerüst aus stabilen Vierkanthölzern. Im Inneren werden für die verschiedenen Insektenarten Abteile unterschiedlicher Größe angelegt. Der naheliegende Vergleich mit "Hotelzimmern" hat sicher auch zur Namensfindung beigetragen.
In diese Abteile werden natürliche Materialien eingebracht, sodass kleine Höhlen und Unterschlüpfe sowie Nistplätze entstehen.
Das können hohle Pflanzenstängel, Schilfhalme und Bambusrohre, Reisig oder Baumscheiben sein. Auch Tannenzapfen und Schneckenhäuser sind gut geeignet.
Kleinere Hohlsteine können ebenfalls Verwendung finden und dienen der Stabilisierung. Achten Sie besonders darauf, dass für einen sicheren, sturmfesten Stand die beiden Eckpfähle fest im Boden verankert werden.
Unser Tipp: Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) stellt auf seiner Webseite eine Bauanleitung samt Video zum Eigenbau Ihres Insektenhotels zur Verfügung.
Alternativ können Sie auch auf fertige Bausätze unterschiedlicher Größe und Beschaffenheit aus dem Fachhandel zurückgreifen.
Welche Alternativen gibt es zu einem Insektenhotel?
Die zugrunde liegende Motivation für die Errichtung eines Insektenhotels ist oft das Bedürfnis, etwas für das Gleichgewicht der Natur zu tun.
Vielleicht besteht auch der Wunsch, naturnäher zu leben und als Familie den Kindern ein Kennenlernen und ein Bewusstsein für die uns umgebende Natur und ihre Bewohner zu ermöglichen.
Alternativen zum Insektenhotel im eigenen Garten
Alternative oder begleitende Maßnahmen zu einem Insektenhotel können sein, den gesamten Garten natürlicher und ein wenig wilder gedeihen zu lassen. So kann er zur Heimat für viele verschiedene Tierarten werden.
Der Rasen rund um das Haus muss nicht wöchentlich gemäht werden. Lassen Sie die Gräser wachsen und säen Sie Wildblumen, deren Leichtigkeit und Schönheit Sie über den Sommer erfreuen wird.
Ihre Farben und ihr Duft werden Insekten auf natürliche Weise anziehen und gleichzeitig Nahrung bieten. Auch ein Staudengarten in voller Blüte ist Balsam für die Seele und unzählige Insekten werden es Ihnen danken.
Statt einer Wohngemeinschaft für Insekten im Stil des Insektenhotels kann auch eine einzelne Art mit einem besonders auf ihre Bedürfnisse abgestimmten Quartier versorgt werden. Die Spezialisierung kann ein Vorteil für lokal besonders bedrohte und schützenswerte Arten sein. Die Kästen oder entsprechenden Nisthölzer sind dann kleiner und können einfacher in den Gartenbereich integriert werden.
Haben Sie keinen eigenen Garten und möchten trotzdem etwas tun, so finden kleinere Insektenhotels auch auf Terrassen genügend Platz. Hochbeete oder sogar Balkonkästen können mit der richtigen Bepflanzung als Lockmittel und Nahrungsangebot dienen.
Überregionale Alternativen zum Insektenhotel
Es gibt natürlich weitere Alternativen zum Naturschutz im eigenen Garten. Sie können Vereine und Institutionen unterstützen, die sich besonderen Umweltprojekten zum Thema Natur-, Arten- und Klimaschutz widmen.
Die Honigbiene gehört inzwischen weltweit zu den besonders schützenswerten Arten, denn immer mehr Bienenvölker fallen einem zu geringen Nahrungsangebot und dem Einsatz von Pestiziden zum Opfer. Bienenpatenschaften können dabei helfen, die Bestände zu schützen.
Der Trend zum urbanen Gartenbau, in der modernen Sprache "urban gardening" genannt, macht es auch in innerstädtischen Bereichen auf kleinsten Flächen möglich, Räume gärtnerisch zu gestalten. Mensch und Tier profitieren gleichermaßen davon. Die Luftqualität verbessert sich und es hilft, das ökologische Gleichgewicht zu erhalten.
Insekten und andere Tiere finden hingegen Nahrung und Lebensraum, wo er sonst nur schwer zu finden ist. Und es gibt noch mehr positive Nebenwirkungen, denn blühende Pflanzen oder das selbst geerntete Gemüse tragen ein großes Stück zur Erhöhung unserer eigenen Lebensqualität bei.